Bücher die Ihnen die Augen öffnen!

Samstag, 28. Februar 2015

Müller, Versichert, verraten, verkauft

Sonntag, 01.03.2015 11.04 bis 12.00 Uhr SR2 "Fragen an den Autor"
Leo Müller: "Versichert, verraten, verkauft"
Wie Versicherungen mit unserem Geld umgehen Econ Verlag. 19,99 Euro, gebunden mit Schutzumschlag, 352 Seiten, ISBN-13 9783430201766
Policen vor dem Crash: Die Versicherungen wanken, für Millionen Kunden ist Gefahr im Verzug: Lebensversicherungen und private Krankenversicherungen reduzieren ihre Leistungen. Der Grund: Milliardenlöcher in den Bilanzen, geringe Kapitalpuffer, Zinsfalle, Anlagebetrug, Korruption. Bereits ab 2015 wird es Solvenzprobleme geben, müssen Policen aufgelöst werden. Viele Versicherungen werden sich nur noch auf Kosten ihrer Kunden sanieren können. Leo Müller erklärt anhand konkreter Fälle, wie die Abzocke funktioniert und Kunden um ihre Gelder gebracht werden. Exklusive Enthüllungen, brillant recherchierte Fälle, spannend wie ein Krimi - das schockierende Porträt einer Branche im Sinkflug. Vielleicht bräuchten wir eine Versicherung gegen Versicherungen.
Das Ansehen der Versicherungsunternehmen hat durch diverse Skandale in der Vergangenheit einen neuen Tiefpunkt erreicht, wie es Leo Müller bereits im Vorwort zusammenfasst: "Bordellreisen und Renditelügen, Schurken und Kleingangster an der Verkaufsfront, korrupte Deals mit Firmenkunden, Bestechung, Adressenhehlerei und Fondsgeschäfte mit Anlagebetrügern.". Die Kunden wissen mittlerweile, welche immensen Provisionen sie z.B. bei Lebensversicherungen zahlen - auf Kosten der eigenen Rendite. Leo Müller geht in seinem Buch "Versichert, verraten, verkauft" der Frage nach, ob das Geschäftsmodell überhaupt noch funktioniert und wie sicher die Kundeneinlagen von rd. 824 Milliarden Euro heute noch sind. Besonders kritisch sieht Müller die Strukturvertriebe, die mit ihren "Drückern" an der Haustüre häufig nur provisionsträchtige Lebensversicherungen verkaufen wollen. Daher widmet er sich zu Beginn seines Buches auch mit dem Aufstieg und Fall der Mutter aller Strukturvertriebe: die Investors Overseas Services (IOS). Über eine hierarchisch organisierte Heerschar von Vertretern wurden erstmals an der Haustüre - statt in einer Bankfiliale - Finanzprodukte verkauft. IOS erlebte in den 50er-Jahren mit ihrem Gründer Bernhard Cornfeld einen weltweit kometenhaften Aufstieg. Der undurchsichtige und in verschiedensten Steuerparadiesen ansässige Finanzkonzern handelte mit Aktienfonds, Immobilien und Versicherungen. In den 70er-Jahren ging der IOS das "frische Geld" aus, die Kurse der IOS-Aktien Aktien fielen und es kam zur Insolvenz. Das IOS-Modell mit seinem Strukturvertrieb und dem Kampf um Provisionen lebte aber in neuen Organisationen wie z.B. der HMI (Hamburg-Mannheimer Invest), DVAG (Deutsche Vermögensberatung), OVB Vermögensberatung und der AWD (Allgemeiner Wirtschaftsdienst, Stichwort "Maschmeyer") weiter. Eine absolut lesenswerte und spannende Darstellung, die die Funktionsweise dieser Vertriebe auch für den Laien verständlich beschreibt. Aber auch andere Fehlentwicklungen beschreibt Müller fundiert und ausführlich - immer unter Angabe der Quellen: Fragwürdige Anreizsysteme für die Vermittler, bedenkliche Einflussnahme der Lobbyisten auf die Politik mit Schaffung neuer Finanzprodukte zur privaten Altersvorsorge ("Riester-Rürup-Täuschung"), zweifelhafte Fondsanbieter bis hin zum Anlagebetrug mit professionell gestalteten Produkten, die auch von Versicherungsvertretern vertrieben wurden. Dass dies keine Einzelfälle mehr sind, zeigt Müller anhand zahlreicher Beispiele aus der jüngsten Vergangenheit und geht der Frage nach, warum die Versicherungskonzerne bei der Wahl der Fonds nicht gewissenhafter sind. Eine Zeitbombe sieht Müller in den Altverträgen der Lebensversicherungen mit ihrem hohen Garantiezins. In Zeiten niedriger Zinsen müssen auslaufende Anleihen, die mit hohen Zinsen gekauft wurden, nach und nach durch neue Anleihen ersetzt werden, die eine viel geringere Rendite abwerfen. Eine Zinsfalle für das Unternehmen, da sinkende Zinseinnahmen auf der Anlageseite hohen Zinsversprechen auf der Kundenseite gegenüberstehen. Müller zeigt auf, mit welchen Verkaufstricks manche Versicherer arbeiten (Umschichtung von Verträgen, fondsbasierte Produkte etc.), um ihre Bilanzen zu verbessern. Gelingt es den Versicherern nicht, ihre Ertragslage zu verbessern, sind auch Insolvenzen denkbar. Nur leider sind dann die Kundengelder weit weniger geschützt als bei einer Bankeninsolvenz. Mit 20 praktischen Tipps zum Schutz des eigenen Vermögens rundet der Autor sein Buch ab. Müller konzentriert sich in seinem Buch ausschließlich auf die negativen Auswüchse in der Versicherungsbranche und hier vor allem auf den Vertrieb von provisionsträchtigen Lebensversicherungen. Auch wenn einige seiner Ausführungen etwas reißerisch und plakativ daherkommen, so ist sein Buch ein seriöses und fundiertes Wirtschaftsbuch, das Licht in die Probleme der Versicherungsbranche bringt. Besuchen Sie auch den Blog http://fachanwalt-versicherungsrecht.blog.de

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen